© Anthea Petermann, Illustration Leyla Sehar

Akademie #1 - Un/Save Spaces

Von Sicherheit und Konfrontation in Theaterräumen

Das Freie Theater hat schon für viele Verunsicherungen gesorgt: ästhetisch und institutionell. Es hat Formgrenzen gesprengt, das Publikum in neue Rollen katapultiert, mit Arbeitsroutinen und Hierarchien gebrochen. Durch Verunsicherung des Altbekannten ist Neues entstanden. Ein Beharren auf Sicherheit kann mitunter als Bedrohung dieses Neuen erscheinen. Doch für viele Menschen ist Verunsicherung nicht nur provokante Strategie, sondern existenziell bedrohlich. Immer öfter werden daher Safe Spaces für Künstler:innen und Publikum gefordert, um allen sichere Teilhabe zu ermöglichen. Safe kann heißen, dass auf die Verwendung ausgrenzender und abwertender Begriffe verzichtet wird. Safe kann heißen, dass räumliche Strukturen verändert werden – das umfasst nicht nur die rollstuhlgängige Rampe, sondern auch All-Gender-Toiletten. Safe kann auch heißen, Menschen durch Inhalts- oder Trigger-Warnungen die Möglichkeit zu geben, sich vor der Begegnung mit verletzenden Inhalten zu schützen. Safe heißt, die Grenzen von Menschen zu respektieren und ihnen als verwundbaren Wesen achtsam zu begegnen.

Aber kann Theater als öffentlicher Ort überhaupt je ein Safe Space sein? Welche Widersprüche ergeben sich daraus zu künstlerischen Strategien der Verunsicherung, also zu Provokation und Grenzüberschreitung als Prinzipien künstlerischer Freiheit? Schließen sich Kunstfreiheit und Sicherheit am Ende sogar aus?

Die zweitägige AKADEMIE stellt diese Fragen zur Diskussion. Expert:innen aus der künstlerischen Praxis beziehen mit kontroversen Inputs Position und laden die Teilnehmer:innen in Workshops und Tischgesprächen zu gemeinsamen Erfahrungen und Debatten ein. Was gibt das Freie Theater auf, was kann es gewinnen, wenn es safer wird?