Für den Posaunisten Wolter Wierbos dreht sich alles um Fluidität: um Klang und Zeit, um Linie, Strategie und Setting. Man sagt, er könne die ganze Vielfalt einer Ellington Posaune zum Ausdruck bringen, von Plunger-gedämpften Ya-Yas über wunderschöne Melodie-Statements bis hin zu dunklen Schattierungen. Er improvisiert frei assoziative Solokonzerte, die immer weitere Möglichkeiten zur Interpretation aufzeigen. Selbst in komponierter Musik schafft er es, gekonnt zu improvisieren – bildet noch bessere Posaunen-Lines als die, die für ihn geschrieben wurden. Kein Wunder, dass er seit 30 Jahren Dreh- und Angelpunkt des ICP-Orchesters von Misha Mengelberg ist, in dem die Spieler die Melodien immer wieder neu arrangieren. Hängen die Harmonien davon ab, trifft er auch die komponierte Lines auf den Punkt.
Wierbos spielte lange Zeit in der Kooperative »Available Jelly« und in den Bands und Orchestern von Gerry Hemingway, Maarten Altena, Guus Janssen und Sean Bergin. Für Konzerte auf dOeK-Festivals (oder seinen Amsterdamer Hausbootkonzerten) stellt er Gruppen zusammen, die von Grund auf neu miteinander improvisieren, oder er lässt sich in die Konstellationen anderer Komponist:innen und Interpret:innen einladen: in die des rhythmisch teuflischen Gitarristen Franky Douglas oder der molukkisch-niederländischen Sängerin Monica Akihary.
Wolter Wierbos ist auf mehr als 100 CDs und LPs zu hören. Er hat zwei Solo-CDs veröffentlicht: X Calibre (ICP 032, 1995), »[...]eine Reise durch sein Horn, von summend gedämpften Mutationen, launische Unschärfen und schnurrenden Multiphonics bis hin zu strahlenden Melodien.«, und Wierbos (DATA 824), eine Neuauflage seiner 1982er Solo-LP mit einem zusätzlichen Track.

Soundtrip 52: Wolter Wierbos & Jasper Stadhouders (NL)
Der erste Soundtrip des Jahres 2021 führt den Posaunisten Wolter Wierbos und den Gitarristen Jasper Stadhoudes aus den Niederlanden nach Nordrhein-Westfalen. In drei Konzerten in Duisburg, Münster und Bonn, die live gestreamt werden, treffen die beiden Gäste auch auf Musiker:innen der hiesigen Improvisationsszene. Im Anschluss an die Auftritte wird es Gesprächsrunden mit dem Publikum und Interviews mit den Musiker:innen geben.