Amira Sultana Ensemble

Im Mittelpunkt dieses einzigartigen Dialogprojekts stand die künstlerische Auseinandersetzung mit den jahrhundertealten Musikformen der Raga und Maqam des Nahen und des Mittleren Ostens und ihr kreativer Austausch mit der hiesigen avantgardistischen, freien Improvisationsmusik.
 
Maqam und Raga repräsentieren traditionelle modale Musikformen der klassischen Musik des Ostens. Beide Musikkulturen sind tief verankert in ihrem kulturellen Kontext von nord- und südindischer klassischer Musik und der arabischen und türkischen Welt bis Persien. Was sie verbindet, sind das Zusammenspiel von Melodie und Rhythmus, die Hervorhebung des persönlichen Ausdrucks, die individuelle Ornamentation sowie die methodische persönliche Improvisation im Rahmen des musikkulturellen Kontextes. Zugleich sind beide Kulturen von der Monofonie melodischer Strukturen und der Abwesenheit von harmonischer Begleitung geprägt.

Dagegen liegen wesentliche Merkmale der westlichen freien Musikimprovisation in der spontanen, impulsiven Reaktion in der Auseinandersetzung mit dem Gehörten und in der gemeinsamen Suche nach einer inneren Dramaturgie bei der Gestaltung von Klängen, Melodien und Rhythmen.

Auf dieser Basis starteten im April 2023 erfahrene Musiker:innen aus NRW zusammen mit internationalen Gästen einen wechselseitig befruchtenden Austauschprozess: Gemeinsam erkunden sie die unterschiedlichen Melodien und Motive, Phrasierungen und Klangfarben sowie Akzentuierungen, Ausdrucksformen und Dynamiken. Im Zusammenspiel mit der Freiheit und Neugier des zeitgenössischen westlichen Musikverständnisses arbeiten sie schließlich verbindende tonale und harmonische Elemente heraus. Dabei treten traditionelle östliche und westliche Instrumente – Neyflöte, indische Bansuri Flöte, Tabla, Saxofon und Cello und indischer sowie arabischer Gesang – in einen spannenden Dialog miteinander, der in drei abschließenden Konzerten in Hagen, Bochum und Essen auch das interessierte Publikum zur Teilhabe einlud.