© Bettina Stöß

The Convert (Beten - zu wem?)

Letzte Vorstellung der Oper von Wim Henderickx mit dem Libretto von Krystian Lada nach dem Roman »Die Fremde«

In jeder Hinsicht entwurzelt – so fühlt sich die junge Vigdis. Im Jahr 1070 im französischen Rouen in eine Adelsfamilie geboren, schien ihr Lebensweg klar vorgezeichnet. Doch als sie sich in jungen Jahren in den Juden David verliebt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Sie entflieht dem Elternhaus und konvertiert zum Judentum, um Davids Frau werden zu können. Von nun an muss sie nicht nur fürchten, den Häschern ihrer Familie in die Hände zu fallen, sondern auch ihre christliche Herkunft verleugnen; schließlich droht ihr als Konvertitin nach damaligem Recht der Scheiterhaufen. Ein Leben auf der Flucht beginnt, während die religiösen Spannungen zunehmen: Der erste Kreuzzug steht bevor.

Mit Vigdis stellt Wim Henderickx eine starke, doch innerlich zerrissene Frauenfigur in den Mittelpunkt seiner Oper. Sie kämpft in Zeiten des religiösen Fanatismus für ihr privates Glück und Toleranz über Glaubensgrenzen hinweg. Hin- und hergerissen zwischen ihrer christlichen Erziehung und dem angenommenen jüdischen Glauben ringt sie selbst aber damit, welchen Gott sie in ihrem Leid um Beistand anflehen kann. Ihr tragischer, verlustreicher Lebensweg durch mehrere Länder und Kulturen wird von dem im Dezember 2022 überraschend verstorbenen belgischen Komponisten in einer Musiksprache erzählt, die Einflüsse aus der westlichen Alten Musik, der Moderne und der Filmmusik mit jüdischen und arabischen Traditionen verschmilzt.