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Lenz

Live-Film-Theater von Trafique

Büchners’ Lenz – eine klassische Tragödie – im digitalen Zeitalter – erstaunlich aktuell.

Büchners dramatische Erzählung über den Schriftsteller Lenz schildert dessen Aufbruch ins Gebirge. Von den Wirren des Lebens fortgetrieben, zerrissen von widerstreitenden Gefühlen, die sich zunehmend in Wahnvorstellungen steigern, sucht Lenz Halt an den gängigen Erklärungsversuchen dieses nicht zu erklärenden Lebens. Zuflucht findet er bei einem Geistlichen: Oberlin nimmt Lenz auf und bietet ihm Halt durch gelebte Menschlichkeit mittels seiner religiösen Weltanschauung. Aber die Ruhe, die Lenz finden kann, ist nur von kurzer Dauer…

Die literarische Vorlage für Trafiques Inszenierung fasst ein zeitloses Problem: Ein Individuum – in die Welt geworfen – vermeintlich ausgestattet mit den besten Möglichkeiten zur freiheitlichen Selbstbestimmung, scheitert fundamental. Ein Mensch. Unverstellt. Den Einflüssen der Um-Welt ausgeliefert: Orientierungslos zwischen all den Eindrücken und Möglichkeiten dieser stürmischen Landschaften (…) bald verführerisch, bald rau und wild«, aufrichtig und undogmatisch, offen, voller Neugier, schutzlos seiner »reinen Empfindung« ausgesetzt, sucht Lenz einen ideellen Kompass, der ihn durch dieses Leben leitet.

Lenz´ »Sturm« findet seine Analogie in den Wirren des Informations-Overdoze des digitalen Zeitalters. Ein Sinnsuchender, ständig auf der Suche nach Orientierung und Halt, bemüht alle greifbaren Weltzurechtdichtungsmechanismen und scheitert doch. In Trafiques Inszenierung verkörpern drei Schauspieler:innen unterschiedliche Aspekte des Figurenkosmos Lenz. Durch die Augen mehrere Live-Kameras erleben die Zuschauer:innen Lenz mal hautnah, mal fern entrückt. Rauschhafte Videobilder und dichte Soundteppiche ziehen sie hinein: in den Kosmos Lenz.