»Reality Show« © privat

Open Call »Digitale Dramaturgie«: Förderpreisträger:innen ausgewählt!

Das NRW KULTURsekretariat zeichnet zum zweiten Mal fünf Konzepte mit einem Förderpreis in Höhe von jeweils 8.000 Euro aus.

Die Bedeutung digitaler Kultur in den performativen Künsten wächst, auch jenseits aktueller Entwicklungen. Doch häufig fehlen Projekten gerade im digitalen Bereich noch die notwendige eigene Logik und die besondere Dramaturgie. Deshalb hat das NRWKS in diesem Sommer zum zweiten Mal einschlägig erfahrene Performancekünstler:innen aus seinen 21 Mitgliedstädten eingeladen, sich an einem Open Call zur »Digitalen Dramaturgie« zu beteiligen.

Gesucht waren erneut künstlerische Konzepte, die das Potenzial spezifisch digitaler Erzählformen ausloten und dabei interaktive Elemente berücksichtigen oder Games und andere digitale Medien einbeziehen. Bereits 2020 wurden im Rahmen eines ersten Calls fünf künstlerische Konzepte ausgezeichnet, die – mit Blick auf die Folgen der Pandemie, aber auch darüber hinaus – den virtuellen Spielraum des Performativen mit Hilfe digitaler Verfahren bzw. Devices erkunden.
Aus mehr als 20 Einreichungen hat eine Fachjury für 2021 jetzt fünf Förderpreisträger:innen mit ihren Konzepten ausgewählt, die mit jeweils 8.000 Euro prämiert wurden:

Wie souverän sind wir in einem Alltag, der zunehmend von KI-Anwendungen bestimmt wird? Mit »I like the Digital but does it like me?« konzipiert Jens Heitjohann ein Augmented Reality Performance-Projekt, das sich kritisch mit dem Verhältnis von Freiheit und Kontrolle im alltäglichen Spannungsfeld künstlicher Hilfssysteme wie Alexa, Siri u.a. auseinandersetzt.

Welche Auswirkungen hat der Wachstumszwang der kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf unsere persönlichen Beziehungen? Mit dem immersiven Theaterprojekt »Rigby« gründet Raban Witt ein fiktives Startup-Unternehmen, das private Freundschaften wirtschaftlich nutzbar macht, indem es sie in bezahlte Dienstleistungen umwandelt.

Mit welchen Mitteln und dramaturgischen Formen kann eine digitale Erinnerungskultur dem Vergessen einer kritischen Zeitgeschichte entgegenwirken? Till Wyler von Ballmoos baut mit »Oxford Hyperspace« ein künstlerisches Archiv, das als webbasierte Plattform den geschichtsträchtigen Ort einer ehemaligen Kaserne in Münster digital im Gedächtnis behält.

Wie könnten digitale Lösungen für den Umgang mit Intoleranz und Ablehnung gegenüber dem Fremden aussehen? »You better don't know« von Vesela Stanoeva lädt als spekulative Plattform für paranormale Erfahrungen zum Spielen und Experimentieren mit abnormalen Realitätsordnungen ein und kreiert faszinierende surreale Begegnungen mit außerirdischem Leben.

Wie begegnet man sich im Schreiben, wenn man gleichzeitig im digitalen Raum am selben Text arbeitet, und was gibt man dabei von sich preis? Das Künstler:innen-Kollektiv Anna Kpok geht innerhalb einer mehrjährigen Schreibreise dem »Horror Vacui« auf den Grund und entwickelt einen gemeinschaftlich verfassten Bühnentext, der sich um weibliche Identitäten, Repräsentationen und Handlungsspielräume dreht.

Darüber hinaus erhielten weitere Konzepte, die in die engste Auswahl gekommen waren, eine Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro.

Der Jury gehörten an: Prof. Dr. Linda Breitlauch (Hochschule Trier), Dr. Christian Esch (NRWKS/Vorsitz), Katja Grawinkel-Claassen (FFT Düsseldorf), Marcus Lobbes (Akademie für Theater und Digitalität, Dortmund) und Susanne Schuster (Festival Hauptsache Frei, Hamburg).

Alle Preisträger:innen aus den Calls der Jahre 2020 und 2021 werden im Herbst zur Diskussion und Präsentation ihrer Konzepte auf dem Next Level – Festival for Games (26.-28.11.2021, auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein Essen) eingeladen.

Mit der »Digitalen Dramaturgie« erweitert das NRWKS sein Förderprogramm »Digitale Performance«. Bereits seit 2015 werden hiermit performative Projekte gefördert, die technologisch und narrativ digital ausgerichtet sind. Zunächst hybrid angelegt, können inzwischen auch solche Projekte gefördert werden, die ausschließlich online stattfinden. Innerhalb dieses Programms können auch die fünf Förderpreisträger:innen jetzt Anträge für eine Realisierung ihrer prämierten Konzepte stellen. Außerdem steht ihnen die Beratung durch das NRWKS und die Jurymitglieder bei der Suche nach Partnern für die Umsetzung des ausgewählten Konzepts zur Verfügung.